Lobbyismus in der EU und auf Holz…

„Lobbyismus in der EU“ ist meist ein sehr einseitiges Thema. Für viele kommt alles Böse über Lobbyismus aus Brüssel. Eine toxische Kombination, fürwahr. Im längst überfälligen Handbuch für Lobbyismus von Andreas Polk und Karsten Mause bekam ich dankenswerterweise Platz, das Thema Lobbyismus in Mehrebenensystem der EU ganz ohne Schaum vor dem Mund darlegen zu können.  Nun ist sogar die 

Holzausgabe der längst digital verfügbaren Seiten erhältlich. Mit tollen Kapiteln toller Autor:innen. Alles an einem Ort, mit viel Tiefgang. Und es ist schön, ein dickes Buch in den Händen zu halten. Ich liebe Bücher. Bei der Entstehung des Werkes war ich enorm beindruckt von der Unterstützung von Andreas Polk und Karsten Mause. Aber es kam (wohl nicht nur bei mir) großer Frust über mangelnde Unterstützung durch den Verlag auf.

Mal von der VG-Wort abgesehen gibt es für die Autor:innen kein Honorar. Es sind viele ehrenamtliche Arbeitsstunden investiert worden. Es geht um Ehre und Idealismus, bei professionellen Wissenschaftler:innen gibt es als Währung immerhin eine Erweiterung Ihrer Publikationsliste. Ich selbst habe nur einen altmodischen Magister, mein Motiv ist also rein Ehre, Stolz und Erkenntnisinteresse. Das macht mich aber auch unabhängig von einer seltsamen Vertragspraxis, die prächtig von Steuermitteln und unbezahlter Zuarbeit lebt. Die Käufer des sehr teuren Werkes sind meist ebenfalls steuerfinanziert. Da ich auf das Wohlwollen eines Verlages nicht angewiesen bin, rege ich hiermit frech an, dass es bald mal ein Kapitel zu „Lobbyismus im Verlagswesen“ geben sollte. Denn es scheint mir offensichtlich zu sein, dass deutsche Wissenschaftsverlage sehr gut für sich bei staatlichen Stellen lobbyiert haben, dass dieses System noch immer so funktioniert. Staatlich finanziertes Wissen und Wissenschaft muss der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. Die deutsche Wissenschaft ist anscheinend noch zu devot, dies kritisch zu untersuchen. Es ist Zeit, Lobbyismus überall ohne Schaum vor dem Mund zu durchleuchten. Erst dann kann man ggf. Missstände erkennen und bekämpfen. Lobbyismus des Verlagswesens scheint mir also ein lohnendes Forschungsobjekt zu sein. Am besten gleich open source, ohne Bezahlschranke. 

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