Die wohl freundlichste Region Frankreichs – von Cluny an die Loire #berndscamino

Cenves

Von Cluny 240 km und erstaunliche 4.400 m rauf und runter in das Loire-Tal. Nach dem von Infrastruktur verwöhnten Burgund kam ich in eine touristenferne abwechslungsreiche gebirgige Region, die an Freundlichkeit vielleicht gerade deshalb kaum zu überbieten war. Tolle Menschen, (Wein-)Seligkeit und wunderbare Natur ließen es nie langweilig werden. Ich habe auf dieser Etappe auch 2.000 km von Berlin nach Santiago geschafft, was ich bei Saint-Haon-le-Châtel ordentlich feierte. Denn auch wenn ich die Pilgermetropole Le Puy-en-Velay noch nicht ganz erreicht habe, ich ahne, dass das einsame Pilgern mit schwieriger aber individuell gastfreundlicher Übernachtungssuche bald ein Ende haben wird. Nach Cluny waren die Highlights tolle Gastgeber:innen: ob marianische Schwestern oder Privatunterkünfte samt Weinberg, alles war dabei. Zwei echte Pilger traf ich sogar und am Ende dieses Weges eine liebe ex-Berlinerin. Aber ich genoss auch wieder das individuelle Erleben meines Weges.  Ob es die letzte einigermaßen einsame Etappe war, bevor auf der Via Podiensis das befürchtete Massenpilgertum beginnt?

 

Tag 1: von Cluny nach Cenves

Keine Pilger, freundliche Wanderer!

Cluny, das Mutterkloster aller Mutterklöster! Es war wunderbar an seiner Ruine meine nächste Etappe auf dem Weg nach Santiago zu beginnen. Cluny erreicht man nur mit einem seltenen Bus von Mâcons TGV-Station. In der mittelalterlichen Stadt Cluny schien die Abendsonne 📸, ohne die Tagestouristen wurde der Ort einsam. Gemessen an den Pilgerscharen, die hier vom Heiligen Römischen Reich kommend Richtung Galizien strömten, ein geradezu verlassener Ort. Aber ich kannte immerhin noch Odile von meiner letzten Tour nach Cluny. Da ihr Zimmer schon belegt war, vermittelte

sie mir ein Nachbarhaus an der Place du Champs de Foire, wo ich mich ungewohnt frei einquartieren konnte, Garten und Sonnenuntergang inklusive. Ein schöner Start meiner neuen Reise. Ich schlief wunderbar in Richards und Laurances riesigem alten Haus. Ich konnte mir morgens einen guten Kaffee machen und brachte noch rasch Odile mit einem letzten Schwatz den Schlüssel, bevor ich in die Kirche St. Odile zur congrégation des Sœurs de Saint-Joseph de Cluny ging, wo die Pfarrei mit den Schwestern täglich eine Messe feiert. Leider bieten die Schwestern keine Pilgerunterkunft mehr an. Doch war die Messe herrlich französisch kurz. Ich verließ Cluny durch die alte Porte Saint-Odile. Ich ließ damit viel Odile und viel Cluny hinter mir. Aber ich war froh, dass ich den magischen Klosterort zwei Mal erleben durfte. Ein Wiedersehen dürfte es aber leider nicht geben…

irgendwo da

Endlich war ich wieder ganz auf meine Füße gestellt unterwegs. Bei Sonne pur ging ich über Sainte Cécile durch erste wunderbare Mischwälder. Pilger:innen traf ich mal wieder nicht, aber immerhin ein Paar auf seiner Fernwanderung. Wieder kamen viele schöne Mischwälder in einer Landschaft, die mich an das Sauerland erinnerte. Endlich kam Tramayes. Ein freundlicher Ort mit viel Infrastruktur. Hier und in der folgenden Region Rhône-Alpes hatten auch noch so kleine Orte öffentliche Toiletten. Wasserprobleme gibt es auch deshalb nicht. Typisch französisch war die Herrschaft des toten Montags. Viel war geschlossen. Immerhin gab’s ’nen Stempel, ausgerechnet im Carrefour. Das Château konnte ich nur von außen bewundern. Was folgte war ein enorm langer Anstieg auf über 700 m. Aber was für eine Landschaft, welch sonnige Blicke gaben mir die letzten Meter im Burgund. Mein Ziel Cenves war schon in Rhône-Alpes und liegt ungemein schön auf einem Bergrücken. Die Gîte Communaux konnte ich nur ein wenig umständlich per Email bei der Mairie buchen und finden. Angekommen war dann alles unkompliziert und toll bestückt. Sogar mit EU-finanziertes Wifi im ganzen Ortskern. Baguette, Käse, Wein hatte ich vorausschauend in Tramayes eingekauft. Denn in Cenves war alles montaglich geschlossen. Auf der grünen Wiese vor der Kirche konnte ich essen, planen, Pilgertagebuch schreiben. Denn am nächsten Morgen warteten viele Berge und Kilometer.

Tag 2 Cenves nach Proprières

Wieder ein toller sonniger Tag. In Propières sollte ich vor 17 Uhr den Schlüssel für die Gîte abholen, also Wecker früh gestellt und… verschlafen… Ohropax helfen nicht nur gegen laute Ceves-Jugendliche bei arabischem Rap in der Nacht, sondern auch bei Wecker am Morgen. Also, hurtig aufgestanden und losmarschiert… Fotos vom schönen Ceves klappten  nicht, da die Morgensonne alles überstrahlte. Die Berge, die mich erwarteten hatten es in sich. Von 300 m auf fast 1000 m sollte es gehen. Teilweise ziemlich steil. Bin erstaunt, dass ich mit 3 Liter Wasser die 35 km einigermaßen gut schaffte. Vielleicht lag es an der tollen Landschaft und den wenigen schönen Orten. Ausgerechnet in Saint-Jacques-des-Arrêtes verpasste ich den Pilgerstempel. Dafür gab es in der Église Saint-Jacques Jean Fusaro-Gemälde, natürlich mit gemaltem Pilger. Ouroux gefiel mir nicht nur wegen des „Tampons“. Beim Bäcker (nicht in der Mairie!) gab es nicht nur den Stempel sondern guten Kaffee. Drei Dörfler tranken neben mir schon morgens mit ebensolchem Kopf Rosé… Dann ging es hoch hinauf gen Mont Saint Rigaud. Den auf über 1000 m stehenden Aussichtsturm sparte ich mir. Ich musste weiter. Davor ließ ich auch schon einen Kaffee an einem seltsamen Totem am Kreisverkehr und einem riesigen Vélo aus… Kunst an der Straße… Nach dem Mont Monnet ging es nur noch abwärts und ich machte Strecke. Immer wieder hielt ich an und machte an den vielen Wanderplätzen halt. In Propières kam ich rechtzeitig an. Bei einer sehr freundlichen holte ich für 17 € den Gîteschlüssel ab. Gegenüber konnte ich im Proxi einkaufen. Als Lohn gab es meinen geliebten Stempel an der Kasse. Dann ging es noch einige Kilometer weiter nach Azole zur Ferienhausanlage des Ortes. Die Gîte fand ich zunächst nicht, aber sie lag zwischen 20 weiteren kommunalen Hütten wunderschön ausgestattet in der Abendsonne. Enorm diese kleinen französischen Dörfer, die sich anscheinend alles leisten können… Paris sorgt für sie offensichtlich gut. Keines der Orte hatte mehr als 500 Einwohner:innen und dennoch alles da. Außer Montags natürlich. Aber heute ist ein wunderbarer Dienstag. Am nächsten Tag sollte es endlich wieder spirituell werden, bei den Schwestern in Mars…

Tag 3 von Proprières nach Mars

Napoléon auf dem Col des Écharmeaux

Meine tolle Hütte in Azole verließ ich wieder im Sonnenschein. Mich sollte wieder eine herrlich grüne Mittelgebirgslandschaft begleiten. Ganz ehrlich? So grün hatte ich mir das Zentralmassiv nicht vorgestellt. Ich musste auch dazulernen, dass ich wieder die Wasserwelt verlasse, die in das Mittelmeer mündet. Ab dem Département Loire fließt das Wasser in den Atlantik. Es gab wieder einige Steigungen, aber kein Vergleich zum Vortrag. Ich hatte schon viel Jeanne d’Arc intus. Aber erstaunlicherweise ist mir auf meinem Weg in Frankreich der Korste noch nie begegnet. Doch dann thronte er vor mir: Am Col des Écharmeaux thronte Napoléon. Witzigerweise, gleich wenige Meter weiter hat der gleiche Künstler eine übergroße Maria des XIX. Jh. geschaffen, mittlerweile versteckt hinter hohen Bäumen. Überhaupt weist diese Region eine religiöse Dichte auf, die ich nur im barocken Westfalen/Rheinland erlebte (freilich erst 150 Jahre später geschaffen). Getoppt wurde der Neokatholizismus von der Chapelle Fatima aus dem letzten Jahrhundert.

Messie-Paradies Tabac Mars ‚Le Cracovie‘ au Pont de Mars

Den gewöhnungsbedürftig in Beton gegossenen Turm kann man mit toller Bellevue besteigen. Zuvor traf ich an der Route départementale 10 nach Wadim den zweiten Pilger, der den ganzen Weg nach Santiago in einem durchläuft. Christoph ist ein freundlicher pensionierter Landesbeamter aus Erfurt. Seit Trier laufen wir den gleichen Weg. Erstaunlich viele Details des Weges haben wir bequatscht (siehe https://christophperpedes.art.blog/2023/09/). Ich musste leider weiter, denn in Mars/Loire warteten die Schwestern. Zuvor aber sah ich den wohl erstaunlichsten Laden meines ganzen Weges. Ein Messyeldorado! Die Tabac Bar Epicerie „Le Cracovie“ au Pont de Mars ist ein unglaublicher unbeschreiblicher Ort. Die Verkäuferin verkaufte mir ein belgisches Bier und Tipps wie ich zu den marianischen Schwestern in Mars komme. Was ein spiritueller Kontrast erwartete mich (siehe 📽️ Reel)! Sie nennen sich Sœurs Mariales. Ihr Mutterhaus ist in der Slowakei. Es sind die wohl gastfreundlichsten Menschen, die ich auf meinen fast 2.000 km getroffen habe. Ihre marianische Berufung inklusive ihrer Rituale mag nicht allen Pilger:innen schmecken. Doch ist es Teil einer religiösen Welt, die fast verschwunden ist. Immer wieder bin ich überrascht, wie weltoffen Menschen sein können, die sich ganz dem Gebet und der Kontemplation verschreiben. Gerne nahm ich am Komplet teil, nachdem ich die wohl üppigste und schmackhafteste Mahlzeit auf meiner gesamten Pilgerreise zu mir genommen habe. Sie wollen für meine Lieben und mich beten. Wer könnte es ihnen abschlagen, auch für sie zu beten? Das Ave Maria kam mir seitdem häufiger in den Sinn.

Tag 4 von Mars nach Noailly

Ich hatte bei den Schwestern definitiv zu viel gegessen. Die spirituelle Kost war auch nicht ohne. Die sœurs waren beseelt von Marias Kraft, die Welt zu retten. Aber warum sollte man dem entgegnen? Es sind ganz besondere Menschen, die ich verließ. Gleich vor der neogotischen wie traurigen Église Saint Corneille prallte dann die kuriose kapitalistische Welt auf mich. Ich hatte noch nie einen Friseur auf Rädern gesehen… irre. Der Tag sollte heiß werden. Über 30 Grad. Die Landschaft blieb erstaunlich grün und ging so langsam vom Sauerland in die Paderborner Hochfläche über… Die parkähnlichen Baumreihen spendeten Schatten. An Infrastruktur mangelte es nie. Aber es ging nach Charlieu. Ein angenehmes und schönes Städtchen. Unaufgeregt mit vielen kleinen mittelalterlichen Schätzen. Das Département Loire erscheint losgelöst von allen anderen Regionen. Kaum ein fremdes Auto, schon gar nicht von außerhalb Frankreichs. Die beiden ehemaligen Klöster die beeindruckende Abbaye Saint Fortunat und das Franziskanerkloster Couvent des Cordeliers de Charlieu konnten mich leider nur von außen in ihren revolutionären Resten beeindrucken. Ausgerechnet zur Mittagspause kam ich vorbei. Was folgte war ein unnötiger Auf- und Abstieg, da mein Komoot noch eine falsche Route anzeigte. In Saint-Nizier-sous-Charlieu kam ich wieder ins Tal und gleich einen Stempel. Was folgte waren schlecht ausgeschilderte Wege an Hauptstraßen und ein Pouilly sous Charlieu mit an der Stelle wenig Charme, aber dann auch mein Übergang über die Loire, die (sagte ich es schon?) in den Atlantik fließt. #berndscamino bot bisher Elbe, Weser, Rhein, Maas, Rhône, nun Loire… Ab Briennon mit seinem ansehnlichen Binnenhafen, wurde die Landschaft wieder mitteleuropäisch… es lief sich gut in der baumbeschatteten Sonne. Und es wurde noch besser. Die Reste (Kirche) der Abtei von La Bénisson Dieu werden herrlich ehrenamtlich präsentiert von örtlichen Gemeindemitgliedern. Ich verweilte länger in der ehemaligen Zisterzienserabtei, die einfühlsam nur für mich Chormusik vom Band bot (siehe 📽️ Reel). Mein propagandistischer spiritueller Namenspatron Bernard de Clairveaux hat indirekt auch hier gewirkt. Es ging dann bei schönstem Wetter durch eine Parklandschaft Richtung Noailly. Hinter einer Erlebnistierfarm erwarteten mich Jacqueline und Michel mit ihrer privaten Pilgerunterkunft.

Tag 5 von Noailly nach Villemontais

Merci Christine & Jean Paul !

Es gab einen guten Kaffee und natürlich einen Pilgerstempel. Nach einem letzten Foto verabschiedete ich mich von den Bessons. Ihre Unterkunft bot selbst Mikrowelle und Waschmaschine. Sehr empfehlenswert. Am Morgen ging es an gefühlt 200 Kühen und süßen Kälbern vorbei nach Saint-Romain-la-Motte, wo es alles gab. Brot, Wein und Käse und einen Pilgerstempel bei Vival. Und bald kam der Moment. An einem malerischen Ort vor Saint Haon-le-Vieux habe ich meine 2.000 km seit Berlin geschafft (siehe 📽️ Reel). Und pünktlich zum Jubiläum begannen endlich wieder Weinberge aber zunächst genoss ich das mittelalterliche Städtchen Saint-Haon-le-Châtel. Leider war hier das schöne Bistro in der Pause. Anschließend ging es durch viele Weinberge der Côte Roannaise, deren süße Trauben ich genoss. Es gab wieder einige Steigungen. Renaison war nicht wirklich hübsch, hatte aber schöne alternative Geschäfte. Einzig die Markthalle war der kleinen Weinregion angemessen delikatessenhaft. Es gab aber auch entlang des Weges viele ansprechende Restaurants. Eines hatte einen Delikatessenläden. Ich schlug mit einem kleinen Wein zu, nichts ahnend, dass ich mit meiner Flasche Eulen nach Athen in meine  Gastfamilie tragen würde. Christine und Jean Paul hatten ihr Haus oberhalb der Weinberge bei Villemontais und so musste ich noch einmal ordentlich steigen. Was mich erwartete war die Gastfreundschaft von Santiagofans, die ich schon oft in kleinen Dörfern auf meinem Weg gefunden habe. Ein leckeres Essen, guter Wein und viel Gesprächsstoff beendete den Tag. Bei den Nérons war es nicht nur ein wunderbarer Abend mit freundlichen Menschen. Besonders Jean Paul schwärmt noch immer von seiner Reise nach Santiago von seiner Haustür aus. Auch er lief in Etappen. Bloß 2.000 km kürzer als ich ;-). Die Pilgerunterkunft bieten sie erst seit diesem Jahr und sie sind erstaunt über die vielen Deutschen.

Tag 6 von Villemontais nach Amions

Am nächsten Morgen sollten wir dann den Bruder in seinem Weinbauernhof besuchen. Ich hatte noch nie von dieser kleinen französischen Weinregion gehört. Die Familie meiner Camino-Gastgeber hat mir heute eine Privatstunde in Sachen Wein-Produktion gegeben. Und auch am Morgen habe ich mich bei der dégustation über weitere Ergebnisse gefreut! Vielen Dank, Pascal, Christine und Jean Paul! (siehe 📽️ Reel) Der frühe Morgen begann mit dem Hühnerfüttern, einem enormen Sonnenaufgang, gutem Kaffee und einem Besuch bei der weinseeligen Verwandtschaft. Gleich unterhalb meiner Pilgergastgeber liegt die Domaine de la Rochette. Jean Pauls Bruder Pascal gab mir einen Schnellkurs in Weinkunde. Die Weine des kleinen Gebietes Côte Roannaise dürften kaum bekannt sein. Ich aber nahm diese zusätzliche „spirituelle“ Erfahrung gerne mit. Nach herzlicher Verabschiedung eilte ich ins Loiretal zum Shoppen. Denn vor Amions gab es fast nichts und danach nur noch ein französisch-geschlossener Sonntag/Montag. In Lentigny deckte ich mich also in einem Hypermarché ein. Mit Saint-Jean-Saint-Maurice-sur-Loire entdeckte ich ein ansehnliches mittelalterliches Örtchen, das aber sicher auch für Butterfahrten in den 80ern geeignet war. Es ist gesegnet vom Baubestand und der Lage oberhalb der Loire, die mittlerweile erbärmlich tief und algengrün geworden ist… Sehenswert ist Saint Maurice mit seinen Fresken aus dem 13. Jahrhundert incl. einem Pilgervorfahren… Der Abstieg zum grünen Loire-Tümpel war recht steil und traurig. Was folgte war ein enges trockenes Tal, fast ohne Fluss. Eine typisch paramilitärisch gekleidete französische Jagdgesellschaft (oder Meute?) kreuzte noch meinen Weg, der hier endlich so aussah, wie ich mir das Zentralmassiv vorgestellt hatte. Es kamen aber auch Gotteslieder singende Damen, bevor ich in das bemerkenswerte Bully (Loire) kam, mit einer äußerst coolen Auberge mit Unterkunft. Ich trank ein gutes Bier und ging weiter, begleitet von einer Pilgermuschelexplosion 📸 am Wegesrand. In Amions angekommen, erwartete mich Olivier und übergab mir die Gemeindeschlüssel für die Pilgerunterkunft. Ich genoss einen ruhigen Abend in einer viel zu großen modernen Herberge. Unter den Broschüren und Büchern, die teilweise Pilger hinterlassen hatten lag auch ein marianisches Buch der sœurs aus Mars… jemand wollte das Buch dann doch nicht schleppen…

Tag 7 von Amions nach Montverdun

Amions war ein freundlicher Ort, natürlich mit bester Infrastruktur der Pariser Republik. Ich verließ die Berge des Département Loire und stieg langsam hügelig in die Ebene ab. Es sollten viele kleine Landstraßen folgen, die mich wieder mehr an das südliche Niedersachsen erinnerte. Die Wegführung von Komoot unterschied sich leider von der immer noch recht guten blaugelben Beschilderung. Aber es war ziemlich egal welchen Weg man in der Parklandschaft ging. Alle Wege führten zum Ziel. Und die lohnten sich. Ein Highlight war Pommiers-en-Forez mit einem sehenswerten kleinen Museum in der Priorei de Pommiers-en-Forez. Ein herrliches mittelalterliches Kleinod. Die weiteren Dörfer waren recht langweilig. Aber immer wieder freute ich mich in der Hitze über die beste Dichte von öffentlichen Toilette in Europa… 🚽. Eigentlich freute ich mich auf das Renaissanceschloss Château de la Bastie d’Urfé, aber wegen geschlossener Veranstaltung war selbst der Park geschlossen. Anschließend ging es durch einen sehr schön gestalteten Wald zu meiner Unterkunft in Montverdun. Den Anstieg auf den Vulkanhügel hätte ich mir gerne gespart, aber die Neugierde auf die Priorei an der Spitze gab mir Schub. Oben angekommen gab es nicht nur einen wunderbaren Fernblick, sondern die tolle Prieuré de Montverdun mit der Église Saint-Porcaire. Mich erwartete die überaus freundliche Catherine der association des amis du pic und Alexis 🔗 aus Straßburg. Er sollte der zweite Pilger werden, den ich auf meiner Tour traf. Der Verein hat in den alten Gemäuern ganze Arbeit geleistet. Mit viel Liebe wurden die Räume für eine Herberge hergerichtet. Alexi dürfte in der ersten Etage schlafen. Ich war im Kaminzimmer. Wir aßen im Burghof zu Abend. Nur eine Nachtwache war mit uns noch bei romantischer Vollmondnacht auf dem Vulkan. Unvergesslich der Blick.

Tag 8 von Montverdun nach Saint-Georges Haute Ville

Geschafft! 2023 bin ich auf meinem Camino in der Rhône-Alpes angekommen. Leider gab es nicht genug Zeit, um bis Le Puy en Velay zu kommen, das schon in der Auvergne liegt. Aber mein Ziel Saint Georges-Hauteville bot mir die Möglichkeit, die Etappe mit einer tollen europäischen Freundin Isabelle in Saint-Étienne zu beenden. Auch eine neue Freundschaft habe ich zum Ende genossen. Mit Alexis verbrachte ich bis Montbrison spannend diskutierend den Weg. Wir hatten das gleiche Pilgertempo und ergänzten unsere inhaltlichen Interessen wunderbar. Und das auf Französisch. Der heiße, zum Teil steile Weg wurde so oft zweitrangig und endlich hab es gegenseitige Fotos beim Laufen. In Montbrison war es offensichtlich nicht nur trist und traurig wegen des französischen Montags. Montbrison hatte offensichtlich bessere Zeiten gesehen. Der Kalvarienberg ✝✝✝ war mehr als traurig. Auch wenn er das bibeltechnisch so sein sollte… die Stadt hat besseres verdient. Nach Pizza und Salat trennte ich mich herzlich von Alexis. Wir sind beide gespannt, was nach Le Puy passieren wird, wenn das Pilgern massentauglicher wird. Ich versprach ihm, dass wir uns in Straßburg eines Tags sicher wiedersehen werden. In Saint-Georges-Haute-Ville holte ich meinen letzten Stempel ab.

Epilog: St. Étienne und Lyon

Von Saint-Georges ging es zu Fuß zum TER in Saint-Romain-le-Puy und dann weiter zu einem wunderbaren Abend mit Isabelle in das an eine alte belgische Industriestadt erinnernde St. Étienne. In diesem Teil Frankreichs kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer voran. Deshalb war ich froh, dass ein bekanntes europäisches Gesicht erleben durfte. Die Menschen der Stadt und des gesamten Weges sind und bleiben überaus freundlich. Selbst die Tiere blieben lieb in Erinnerung. Nach diesen intensivschönen Tagen sollte es mit Kultur, kulinarischem Shopping und Übernachtung in Lyon mit TGV und ICE nach Berlin gehen! Hoffentlich werde ich 2024 meinen Weg weiter gehen, über Le Puy-en-Velay auf der der Via Podiensis hinaus nach Aumont-Aubrac. Meine Planungen immer hier.

Mein Weg wurde erleichtert durch die wunderbare Betreuung durch die Association Rhône-alpes des amis de Saint-Jacques (hier Liste  Privatunterkunft & Bestellmöglichkeit des hervorragenden Reiseführers). Der Wanderführer Jakobsweg Trier – Le Puy-en-Velay ist weiterhin sehr nützlich. Bei Facebook gibt es eine freundliche Gruppe der Region

 

 

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