Nebenwirkung Brexit: All the British glamour is gone

All the British glamour is gone. Westminster played the fake anti-EU card too much. With the result of the EU referendum it is now crystal clear: the game has gone too far.“ In meinem Meinungsartikel im Guardian kritisiere ich Brexit-Votum und den Verfall der politischen Kultur in Großbritannien, der ihm vorausgegangen war.

Read the article in English here

Der Beitrag in deutscher Übersetzung (der EBD):

Der Lack ist ab. Westminster hat sein falsches EU-Spiel zu lange gespielt. Durch das Ergebnis des Referendums ist nun klar: das Vereinigte Königreich ist zu weit gegangen!

Lange geahnt aber in Deutschland selten ausgesprochen: Die Krankendiagnose für das Vereinigte Königreich, das nur auf dem Papier EU-Mitglied war. Immer, wenn ich in Berlin mit Interessenträgern oder gar mit deutschen Diplomaten in London über britische Politik gesprochen habe, waren beide Gruppen stets von schillernden Reden fasziniert und gleichzeitig entnervt wegen der mangelnden Solidarität und der ewigen Extrawürste. Anders als in den 80er und 90er-Jahren kommen bei den Deutschen langweilige Reden wieder besser an. House of Cards macht uns Angst – so einfach ist es manchmal.

Die Regierung des Vereinigten Königreichs hat durch zahlreiche Schüsse gegen die EU so viel professionellen „Spin“ erzeugt, dass tatsächlich eine Mehrzahl der Wähler am 23. Juni Brüssel den Rücken zugekehrt hat. Was aber im dezentralen Deutschland – in dem die Bundeshauptstadt keine große Rolle in der Politik spielt – sehr klar wahrgenommen wurde, war der Groll der im Abseits zurückgelassenen Menschen im Norden Englands. Ihre Wut gegen Brüssel ist wahrscheinlich viel mehr das Artikulieren von Unmut gegenüber London. Natürlich ist es einfacher, die EU für jedes Problem zu beschuldigen. Ich bin gespannt, wen das Vereinigte Königreich in Zukunft verantwortlich macht, wenn etwas falsch läuft.

All jene, die es toll fanden, über die britische Gelassenheit zu berichten und den Glamour, den der Britpop, die Royals oder James Bond versprühten, sind nun von der politischen (Un-) Kultur im Vereinigten Königreich geschockt. Seit dem Referendum kann das Land nicht mehr länger als ruhig und demokratisch bezeichnet werden. Das ist schrecklich und kein Modell für deutsche Politik. Mit dem tiefen Fall der politischen Kultur, inklusive dem entsetzlichen Tod von Jo Cox, haben die Schotten und deren demokratisches System von den Deutschen unglaublichen Zuspruch erhalten. Sicher ist jetzt, dass die Londoner City inwzischen einen deutlich schlechteren Ruf hat als Edinburgh oder Brüssel.

Und warum? Vor langer Zeit hat sich die britische politische Kultur von dem abgewandt, woraus die deutsche politische Kultur (mit allen Kehrseiten) gemacht ist: Kompromisse, Checks and Balances, Selbstbestimmung der Minderheiten, Pluralismus, Medien, die nicht nur in der Hauptstadt präsent sind oder von internationalen Mogulen betrieben werden; Partnerschaft zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, starke Gewerkschaften, starker Parlamentarismus, Offenheit für Flüchtlinge. 79 Prozent aller Deutschen würden nach aktuellen Umfragen für den Verbleib in der EU stimmen. Warum? Weil zu viele Interessenvertreter den Wunsch nach einer funktionierenden europäischen Integration haben. Demokratie, Pluralismus und Europäische Integration ist im Grundgesetz von 1949 festgelegt – und das verdanken wir dem Vereinigten Königreich. Duncan Sandys hat zwei Wochen später sogar die Europäische Bewegung Deutschland mitgegründet – er war Winston Churchils Schwiegersohn.

Wenn Brexit-Befürworter nun für ähnliche „Out“-Bewegungen auf dem europäischen Festland werben – Vorsicht! Ein Großteil der Gesellschaften auf dem Festland ist nicht so schlicht gestrickt, wie die Westminster-Welt sich das vorstellen mag. Je komplizierter, pluralistischer und kooporatistischer ein Land ist, umso mehr Antworten kann es sowohl den Minderheiten als auch den Mehrheiten geben. Weniger Demokratie heißt mehr Populismus.

Leider spielt David Cameron weiter mit der Zukunft der Europäischen Staaten. Im Gegensatz zu den Ankündigungen während der Kampagne, bittet er nicht um einen sofortigen Austritt aus der EU nach Paragraph 50 des EU-Vertrags sondern verzögert die Sache. Er gibt abermals Verantwortlichkeit ab, während das Brexit-Lager ein einfaches, ungeordnetes Out forciert. Ungeachtet dessen, welchen Schaden das Geschacher dem Rest von Europa zufügen wird.

Immerhin muss die EU jetzt keine Rücksicht mehr auf Westminster nehmen. Dieses Mal heißt es: „Raus ist raus.“ Selbst wenn Westminster mit dem Austritt auf Zeit spielen würde, Europa wird harte Kante zeigen. Die EU hat jetzt die Möglichkeit, echte Reformen ohne englische Hintertüren umsetzen. Wir können nur hoffen, dass die jungen, heranwachsenden Engländer den Schotten und den Nordiren bald darin folgen, ein neues politisches System mit und für eine europäischen Zukunft aufzubauen. Bis dahin sind Westminster und die City of London außen vor. Diesmal gilt es für die EU: Keep calm and carry on.

There is only a European solution – BBC-Interview on refugee crisis

We need to see the bigger picture of a catastrophic situation. I recently gave some views on why a global refugee crisis has to be answered by Europe and not just by nation states. Ahead of the EU-Summit in Brussel I was interviewed by BBC World Service – this is my full interview on behalf of European Movement Germany. I gave credits to Relief & Reconciliation for Syria which I could visit last year in Lebanon. Also mentioned a great study of EM Germany’s member organisation Bertelsmann Stiftung Berlin, which shows that EU citizens are more open to help refugees than their governments.

The full BBC Interview:

Intervening in domestic affairs? This must be a European standard

Taking part in the Pristina  panel on “The Future of the Euro-Atlantic Community in Uncertain Times: Where Are We Headed?” I made clear, that the Copenhagen EU accession criteria (democratic governance, human rights, functioning market economy) must be a model of conduct for all the existing EU members. Pluralistic and democratic competition on all policy levels is therefore a precondition for a united Europe.

Hüttemann: “Intervening in domestic affairs? This must be a European standard”

The case for common rules for EU democracy

The initiative of the Parliamentary Committee on Constitutional Affairs to reform the outdated European electoral law is a positive move. A reform of the European electoral system and the rules governing the European parties is necessary to strengthen the link between the European parties and the European public, my contribution to EurActiv

The case for common rules for EU democracy

Greece: of Pride, Scopeguards and Technocratic Help

In December 2012 together with Daniel Sahl (board member of European Movement Germany) I travelled to Athens to explore how Greek civil society has coped with the global economic and financial crisis. Following several days of consultations with stakeholders from business and politics they published a report on their findings, with the deliberately provocative title Greece without civil society: no good news for the future of the country  The article received a wide range of reactions which provoked them to take another, and more thorough, look at the subject.

About non-organised citizens

Germany’s cooperative associations’ landscape going out of fashion is a phenomenon of the 90s. The assembly culture of associations has always been bad-mouthed, but no decade of the post-war period has so consistently replaced democratic decision-making structures with foundations and charitable limited liability companies (gGmbHs) through “the true will of citizens“, project work, and efficiency.

The Internet did its part for direct communication and democracy to be regarded as superior to committees (or parliament) slowly finding a compromise. After all, in Italy the comedian Beppe Grillo managed to enter a representative parliament by connecting a movement on the street and a network. In the wake of the sovereign debt crisis, for which primarily young people in Southern Europe, the United Kingdom and Ireland will have to pay, hopes are being built on social movements, which are hard to fulfil.

Martin Kaul, editor at the tageszeitung (taz), simply asked in his article „Avanti is not Compact“ (in German), why these social movements do not dart across borders. My answer in the taz: finally reconcile organisations, associations (in brief: structured sustainable democracy) with scattered pressure from the street! For it is „a romantic notion that a social movement on the street can get along without organised structures.“ Democratic civil society, beside national parliaments, must be at the heart of European democracy. It deserves the respect of the media and politics again. Citizens must not be left with elite initiatives alone, even if they are well intentioned. Let us dare to have more democracy in civil society!

Herzlich Willkommen

auf meiner Internetseite. Hier finden Sie, was mich derzeit beschäftigt – in Berlin, Brüssel und Passau. Finanzkrise, EU-Haushalt, partizipative Demokratie, Lobbying, Interessen Index Europa, Web2.0 und EU-Erweiterung sind die Hauptthemen meines Jobs beim Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland. Darüberhinaus freue ich mich auf viele interessante Diskussionen in Passau. Read more