Seit vielen Jahren ist Istanbul für mich ein Sehnsuchtsort. Seit einem Jahr tauche ich nun noch regelmäßiger in die Megametropole ein, in ein ganz spezielles Gebiet mit Namen Çukurcuma („Freitagstal“). Es ist so unbekannt, dass ich heute einen entsprechenden Wikipedia-Artikel auf Deutsch verfasst habe. Çukurcuma ist ein lebendiges kleines Viertel an dem die Pauschaltouristen vorbeiziehen aber individuelle Schatzsucher auf Antiquitätenläden, Cafés und ein Museum der Unschuld eines Literaturnobelpreisträgers treffen. Read more
vom Sauerland über den Rhein hinaus 2019
Chut choan, Westfalen! Ich bin nun im Rheinland! 938 km gen Westen habe ich im Sommer 2019 von Berlin aus geschafft. Die Etappe reichte zwar nicht an die Überraschungen heran, die ich bisher von Höxter/Paderborn aus im Sauerland erlebt habe, aber dafür ging es in das heilige Köln. Mein Pilgerweg ins Rheinland hieß „Heidenstraße„, von Grevenbrück lief ich über Attendorn, Meinerzhagen, Marienheide, Lindlar, Untereschbach, Bensberg. Ab Köln ging ich die ersten Meter auf der Via Coloniensis über Brühl nach Weilerswist und dann zurück mit dem Zug nach Berlin. Trotz vieler blaugelber Muschelschilder habe ich keinen Menschen auf aktiver Pilgerschaft ertappt. Es gab aber auch hier viele Heldinnen und Helden am Wege!
Jenseits von Brexit
Eigentlich war diese Phoenix-Runde überflüssig wie ein Kropf. Aber die Diskussion entwickelte sich zukunftsorientiert. Was bedeutet der Brexitkompromiss für die Europawahl 2019? Wie sehr ist der Kompromiss ein Pyrrhussieg? Ist das Durchwurschteln tatsächlich ohne negative Wirkung für europäische Lösungen für die drängenden Fragen? Meine Diskussion in der Phoenix-Runde verlief spannender und kontroverser als erwartet. #Brexit Scheitern als Chance!
#Brexit Scheitern als Chance! Mehr Wettstreit in #Europawahl2019 #MakeEuropeYourope
🔹Kein Durchwurtschteln mit UK!
🔹Gegen #Catenaccio deutscher Europapolitik ▶️ #DEmodern4EU
🔹Europa größer als Paris & Berlin @NetzwerkEBD #phoenixrunde
Full 📺 ▶️https://t.co/1qI9jY4HCt pic.twitter.com/Eu4C61T0OT— Bernd 🇪🇺 Hüttemann (@huettemann) April 13, 2019
Im „gebirgigten Westphalen“: vom Hochstift ins Sauerland 2018
Von Höxter aus machte ich mich auf in eine ganz besondere Region. Jenseits der Weser, im nun „gebirgigten Westphalen“ habe ich meine gesamte Kindheit verbracht. Das westliche Weserbergland, das Eggegebirge und die Paderborner Hochfläche, sind das was ich als „meine Heimat“ kennengelernt habe. Dazu gehören die wasserreichen Haufendörfer in tiefen Tälern und die wasserarmen flachen Höhen. Meine Erdkundelehrer haben mir früh von Wasserscheiden und Steigungsregen erzählt. Und meine Tour brachte genau das: bei heißestem Sonnenschein und mit 3 Liter Trinkwasser lief ich über Berg und Tal bis in die kleine Stadt Brakel. Am nächsten Tag folgte andauernder Fisselregen im Nethetal bis Bad Driburg. Wiederum tags darauf auf dem Eggegebirgskamm musste ich strömendem Plädderregen trotzen. Auf der Paderborner Hochfläche folgten windige Haufenwolken.
In das Weserbergland pilgern 2017
Von Braunschweig nach Westfalen zu Pilgern hieß 2017 noch viel Improvisation, da der Weg größtenteils noch nicht ausgeschildert war (und bis 2020 wohl nicht ist). Aber die Marken mit bedeutenden Kathedralen und Klöstern in Braunschweig, Ottbergen, Hildesheim, Marienrode, Amelungsborn, Corvey machen zusammen mit dem ungemein schönen Weserbergland einen wunderbaren Jakobsweg.
Erst im August 2017 konnte ich von Braunschweig aus den Weg gehen. Die ganze Etappe wollte ich zwischen zwei Bahnstationen laufen. Und der Eindruck dieser immer noch stolzen Welfenstadt war erstaunlich gut. Ich begann in der katholischen St. Aegidien-Gemeinde.
von Eilsleben auf den Braunschweiger Jakobsweg 2017
Ostfalen… ich hatte mal meinen Deutschlehrer gefragt: „Herr Hunstig, wenn es ein Westfalen gibt, dann muss es doch auch ein Ostfalen geben, oder?“. Er wusste keine Antwort. Aber schon seit Magdeburg finde ich überall Ostfalen und ostfälisch auf Schildern. Identität der „Westelbier“. Das südliche Niedersachsen ist irgendwie auch so und nennt sich immer häufiger Ostfalen. Aber vor allem sind die Menschen hier Braunschweiger, was eigentlich heißt: keine Hannoveraner. Braunschweig, also. Eigentlich sollte ich hier noch gar nicht gelaufen sein, schließlich ist der Braunschweiger Jakobsweg nur zwischen Helmstedt und Braunschweig ausgeschildert. Der Rest ist irgendwie Landschaft wie überall.
Was Europas Demokratie aus-macht…
Wie lässt sich erklären, dass die Demokratie in der Europäischen Union unter solch einem populistischen Druck steht? Was macht Europas Demokratie in Zukunft aus? Antworten fallen schon im normalen Leben nicht leicht. Aber die Hauptrede des Jahres vor Contheodorianer/inne/n meines Gymnasiums zu halten ist dann doch etwas ganz Besonderes. Es wurde ein Vortrag über die demokratische Relevanz Europas aus beruflicher und persönlicher Perspektive. Mein Fazit: seit meinem Abi90 hat sich die Gesellschaft schleichend entdemokratisiert, auch zum Schaden der europäischen Idee.
Mein Vortrag auf dem Theodorianerabend 2017 am Gymnasium Theodorianum in Paderborn
Alles was EU-Recht ist… leider nicht immer nationale Politik
Auf Defizite hinweisen, aber Alarmismus vermeiden. Dies gilt vor allem für das größte Netzwerk für Europapolitik in Deutschland. Das jüngste EuGH-Urteil zur Dublin III-Verordnung ist europarechtlich zu begrüßen, politisch fordert aber die EBD schon seit langem, dass mehr Solidarität in Flüchtlings- und Asylfragen herrschen muss. Dublin III müsse abgeschafft werden, fordern die EBD-Mitgliedsorganisationen schon seit 2015.
Mein Weg in Sachsen-Anhalt 2017
2017 durchquerte ich Sachsen-Anhalt. Von Stendal aus ging es gut ausgeschildert südlich nach Magdeburg und dann ein wenig improvisiert direkt nach Westen auf den Braunschweigischen Jakobsweg. Höhepunkt war selbstverständlich das aus Ruinen auferstandene Magdeburg, beeindruckt hat mich allerdings die noch immer große Trostlosigkeit in vielen Dörfern der einst so reichen Magdeburger Börde.
Für eine demokratische öffentliche Diplomatie
Es kommt so einiges zusammen dieser Tage. Populismus, Brexit, Nationalismus, Trump, Krise der Freien Welt, immer noch sterbende Flüchtlinge, immer noch Krieg in der Ukraine. Ein mehr als irritierendes EU-Beitrittskandidatenland taucht in der deutschen Öffentlichkeit auf und unter: die Türkei. Im Januar hielt ich auf Einladung der Türkiye Avrupa Birliği Derneği (Europäischen Bewegung Türkei) in Istanbul beim Unternehmerverband TÜSİAD eine Rede zum Populismus in der EU. Na wunderbar, dachte ich, ausgerechnet in der Türkei, in einem mehr als zerrissenem Land mit Notstandsgesetzen und Verfolgungen soll ich über den Anstieg von nationalistischem Populismus in der EU sprechen. Wahr ist, dass es einen europaweiten Trend der Einschränkung von Menschen- und Bürgerrechten gibt. Gleichzeitig gibt es europaweit große Probleme bei der Bekämpfung von Korruption.
Summarising my Istanbul presentation on key indicators for democracy within nation states | red = bad | #TurkeyEU pic.twitter.com/wdHiXproeB
— Bernd ?? Hüttemann (@huettemann) March 1, 2017
Und seit den 80er Jahren gibt es einen fatalen Trend zur Vereinfachung und Effizienz, den sich Populisten und gut ausgebildete Technokraten teilen. Gemeinsam ist ihnen daher auch die Verachtung für langwierige Konsens-Demokratie, ob „Vereinsmeierei“ oder „Schwatzbude Parlament“. Pluralismus ist somit ganz oben auf der Liste der Verachtung von Populisten und Technokraten. Und die komplizierte EU mit jungen demokratischen Ansätzen wird ebenfalls ins Kreuzfeuer von Vertretern beider Denkmuster genommen.
Nun konnte ich in einem Artikel bei Turkish Policy Quarterly meine ersten Thesen vom Januar in meinem Artikel „Tackling Populism in Europe with a new form of public diplomacy“ vertiefen.
Meine Hauptthese: wir müssen uns europaweit und auf allen Ebenen auf die Demokratie im Kleinen und Großen konzentrieren. Und die Diplomatie derjenigen Länder, die eine pluralistisch Demokratie vertreten, muss über Vernetzung und Förderung grenzüberschreitender demokratischer Vereine und Verbände alle Sphären der Demokratie stärken. Denn nur freie agierende Kräfte können einen demokratischen Wettbewerb mit möglichst vielen Akteuren gewährleisten, nicht allein der Staat. Insofern ist die globale Krise der Demokratie auch eine Krise der demokratischen Diplomatie. Eine „Democratic Public Diplomacy“ tut not!